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Schwacke Newcomer Mai 2021 – Neue Modelle im Forecast

Andreas Geilenbrügge | 27 Mai 2021

Über den Autor

Andreas Geilenbrügge

Regional Head of Valuations Germany, Nordics & UK

Seit November 2013 ist Andreas Geilenbrügge bei Schwacke. Zunächst als Key Account Manager für Hersteller und Importeure, seit 2016 verantwortlich für Insights und ab Mitte 2018 gesamtverantwortlich für den Bereich Restwerte & Insights. Vor Schwacke liegen 9 Jahre Erfahrung im Flottenvertrieb von Importeuren und ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium. Des Weiteren schreibt Andreas Geilenbrügge für Autovista24.

Mercedes-Benz C-Klasse vor Glashaus

Neue Modelle im Forecast – Nicht jeder Preis ist heiß – Masse oder Nische?

Im Mai haben wir wieder Restwertprognosen für interessante Fahrzeugneuerscheinungen in unsere Datenbank aufgenommen:

  • MG EHS
  • Nissan Qashqai
  • Renault Arkana
  • Mercedes-Benz C-Klasse

MG EHS – Weg von den Wurzeln

MG EHS im Gebäude

Die chinesische SAIC Motor Corporation hat für den Ausbau ihrer europäischen PKW-Präsenz mit MG einen eher kleinen Herstellernamen okkupiert. Nach den PKW der koreanischen SsangYong und der eher unscheinbaren Transportermarke Maxus erreichen mittlerweile Konzernmodelle mit diesem höchst traditionsreichen Namen die deutschen Zulassungsstellen. Die Markenrechte an den ehemaligen „Morris Garages“, die zuletzt 2002 als Teil von MG Rover mit dem Roadster MG F versuchten, Frischluftfans zu begeistern, haben sich die Chinesen 2007 durch die Übernahme des damaligen Eigentümers Nanjing Automobile gesichert. Roadster sind allerdings heutzutage keine aussichtsreichen und skalierbaren Wachstumsbringer. So war naheliegend, mit SUVs zu starten und nach dem reinelektrischen ZS folgt nun der Plug-In Hybrid EHS. Wie der ZS ist der größere EHS ein eher konservativ designter Kompakter, allerdings in der Größe eines Mazda CX-5. Dem sieht er tatsächlich insbesondere an der Front auch recht ähnlich. Preislich rangiert er ein ganzes Stockwerk tiefer und liegt mit seiner gut ausgestatteten Basisvariante Comfort sogar leicht unterhalb des Niveaus eines deutlich kleineren Renault Captur PHEVs bei gleichzeitig 100 PS mehr Systemleistung. Testfahrten zeigten allerdings antriebsseitig und von der Geräuschentwicklung leichte Schwächen. Der günstige All-in-Preis mit zwei Ausstattungslinien in Verbindung mit gefälligem Design, ganz passabler Qualität und Technik und 7 Jahren Garantie „auf Alles“ machen also das Gesamtpaket aus. Historische Anleihen oder britisches Flair darf man allerdings im neuen „Morris“ nicht erwarten. Aber die Rahmenbedingungen – insbesondere die aktuelle Umweltprämie – geben dem MG sicher mehr Marktchancen als seinerzeit Borgward, die es mit einem ähnlichen Konzept auf Dauer nicht durchhielten.

Nissan Qashqai – Darf’s ein bisschen mehr sein?

Nissan Qashqai auf Landstraße

Der unangefochtene Bestseller des Brühler Importeurs hat im Laufe der Jahre reichlich Konkurrenz im Segment bekommen. War er lange Zeit hinter dem Tiguan der Vizekönig, ist er in der Zulassungsstatistik erst vom Ford Kuga, dann vom Tucson und zuletzt gar von Karoq, Ateca und Grandland X überrundet worden. Zeit also für eine Runderneuerung. Die Optik ist japanisch-dynamisch und steht zeitgemäß etwas satter, breiter und coupé-artiger auf der Straße. An das lineare Design haben sich Westeuropäer mittlerweile gewöhnt. Im Innenraum fällt das Niveau allerdings etwas ab, ist angesichts der aktuell ebenfalls recht biederen und angegrauten Wettbewerber – vom neuen Hyundai Tucson mal abgesehen – aber noch akzeptabel. Schnell veralten dürfte das Interieur allerdings, wenn in den kommenden Jahren Neuauflagen von asiatischen und europäischen Segmentbegleitern auftauchen. Bei der Preisgestaltung ist ähnlich wie bei der C-Klasse Skepsis angemahnt, ob sich die 4.000€ Mehrpreis gegenüber dem Vorgänger in angemessener Höhe im Wiederverkaufswert wiederfinden. Die Gefahr einer höheren Rabattierung des Neuwagens und nominellem Ansteigen des absoluten und relativen Wertverlustes gegenüber dem ehemaligen Listenpreis ist ein ernstzunehmendes Phänomen unserer Zeit. Die Preissteigerungen enteilen wie auch hier zu beobachten den Einkommensentwicklungen und damit den Käuferbudgets. Die Aufpreisliste ist beim Qashqai jedoch wie bereits beim Vorgänger erfreulich kurz und das meiste findet sich in gut konfektionierten Ausstattungslinien und wenigen Paketen. Wer allerdings auf die Idee kam, die Kombination aus elektrischer Heckklappe und induktiver Ladeschale hochtrabend „Business-Paket“ zu nennen, muss wohl ein womöglich pandemiebedingt beeinträchtigtes Verhältnis zu Dienstwagen haben. Interessant könnte es noch einmal werden, wenn nach den derzeit ausschließlich benzingetriebenen Motoren der e-Power genannte steckerlose serielle Hybrid im Qashqai auf den Markt kommt. Anders als üblich treibt der Verbrenner hier ausschließlich einen Generator an, der entweder die Batterie lädt, oder den relativ starken E-Motor direkt aktiviert. Der Vorteil: Das niedrigere Batteriegewicht und der beschleunigungslose und damit spritsparende Dauerbetrieb des Verbrenners sollen gegenüber normalen Vollhybriden noch einmal deutlich Verbrauch und Emissionen senken. Erzeugen aber eben auch durchgängig Motorengeräusche. Da es keinen Diesel mehr geben wird, zukünftig die einzige Antriebsalternative zu den aktuellen Benzinern mit Mildhybrid.

Renault Arkana – Einfach nur eine Crossover-SUV-Coupé-Limousine

 

Von Renault, Nissans Nachbar in Brühl erreicht ein völlig neues Crossover-Modell den deutschen Markt – der Arkana. Von den Außenabmessungen wie Länge und Radstand ist der Neuling tatsächlich geringfügig größer als der Qashqai oder Kadjar. Er baut allerdings auf der dem Clio und Captur – oder eben dem Nissan Juke – als Basis dienenden CMF-B Plattform auf. Das sorgt auf den ersten Blick für Verwirrung und im Innenraum, besonders auf der Rückbank, angesichts der Außendimensionen für unerwartet beengte Verhältnisse. Andererseits bekommt der Arkana damit das optisch deutlich frischere Interieur seiner kleineren Geschwister mit dem großen aufrechtstehenden Touchscreen, statt des etwas in die Jahre gekommenen aus dem Kadjar. Die äußere Form nimmt dabei zwar die Designelemente vom Genspender Captur an der Front auf, ergänzt aber um eine in diesem Segment noch unübliche, hochgebockte Coupé-Limousinen-Form. Abgesehen vom Audi Q3 Sportback hat kein Modell in dieser Größenordnung einen derart ausgeprägten „Bürzel“. Allenfalls kommt einem der kürzlich vorgestellte Citroën C4 in den Sinn, der aufgrund des epischen Kampfes der Marken auf dem Heimatmarkt vielleicht der eigentliche Grund für diese Sonderform ist. Bislang sind die Erfolge von derartigen parallel angebotenen Derivaten durchwachsen. Der Audi ist da derzeit zahlenmäßig eine rühmliche Ausnahme. Ob der Arkana Kunden findet, muss sich also an anderen Dingen festmachen. Der Preis wäre beispielsweise ein Argument. Vergleicht man ihn mit dem ähnlich großen Kadjar aus demselben Hause, wird ein – günstiger – Schuh draus. Zwischen den beiden liegen durchaus vierstellige Beträge – zugunsten des Arkana! Und trotz des auf zwei Motoren beschränkten Angebots des Newcomers, ist einer davon ein Plug-In Hybrid, der beim Kadjar noch gar keine Option ist. Es gibt also gute Gründe, sich den ursprünglich für Asien und Russland entwickelten Neuzugang einmal genauer anzuschauen.

Mercedes-Benz C-Klasse – Junge, bist Du groß geworden!

Mercedes-Benz C-Klasse vor Glashaus

Der Urahn der heutigen mit W206 bezeichneten neuen C-Klasse wurde 1982 als 190er noch abschätzig „Baby-Benz“ genannt. Heute ist weder Babyspeck noch sonst ein Mangel an Reife zu bemerken und mehr als 30cm länger als damals ist er. Längst ist der Mittelklässler mit über einer Million der häufigste Benz auf Deutschlands Straßen und wurde erst im vergangenen Jahr durch die A-Klasse vom Stuttgarter Zulassungsthron auf den zweiten Platz verwiesen. Optisch wie gehabt eher eine Evolution, fügt sich der Neue jetzt in die Formensprache der jüngsten Modellreihen und überrascht lediglich mit einem bei Kennern vielbeachteten Detail: Der Stern ist weg! Natürlich ist das nicht generell gemeint, sondern bezogen auf das beliebte Sollbruchmitbringsel und millionenfache Ersatzteil, den „Haubenstern“. Mit dem Wegfall der Exclusive-Variante, findet sich nun bei allen Versionen der große Stern im Kühlergrill und meist eine Plakette auf der Haube. Wem dieses haptische Feature und Statussymbol zu sehr fehlt, kann sich trösten und in China die Langversion ins Auge fassen. Da findet man ihn nämlich noch an der neuen C-Klasse, einem der wenigen verbliebenen Vertreter der Generation „Kühlerfigur“. Innen ist der Kompakte nun auf der Höhe der Zeit und zeigt mit Anleihen aus der S-Klasse, was im Passat-Segment so alles möglich ist – gegen Geld natürlich. Das tablet-artige und immer volldigitale Kombiinstrument, neu gestaltete Lüftungsdüsen und das geneigte, große und hochkant eingebaute Zentraldisplay setzen einen neuen Standard bei den Premiumvertretern. Auch die Frontlichttechnik ist State of the Art und bringt wie mit der Hinterachslenkung auf Wunsch einen Hauch von S-Klasse in die Firmenwagenwelt. An die S-Klasse hat man wohl anscheinend auch bei der Preissetzung gedacht. Einen Sprung von 3.500€ Netto mehr muss das Portemonnaie oder die Ziel-Leasingrate trotz aller moderner Technik und Ausstattung erst einmal hergeben. Ob die neue aufpreispflichtige Mattlackierung selenitgrau magno eine Fuhrparkfreigabe bekommt, ist vielleicht fraglich. Wenn jetzt aber die Motorisierungen am oberen und unteren Rand der Palette, sowie Hybride und die AMG Version verfügbar werden, dann mag sich dennoch der eine oder andere Dienstwagenberechtigte Gedanken über ein Downsizing von E zu C machen. Zu dem hat er dann doch immer noch eine angemessene Preisdistanz.

Grafik Schwacke Newcomer Mai 2021

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