Den „Sports Utility Vehicle“ genannten PKW-Bauformen haftet etwas Mystisches an. Ursprünglich sollte die amerikanische Kombination von „Sports“ (jenseits des Atlantiks der Oberbegriff für alle sportliche Aktivitäten) und „Utility“ (Nutzfahrzeuge) eine schicke Verbindung von Freizeitaktivität und Nutzwert demonstrieren. Damit wollte man sich vom rein nutzwertorientierten rustikalen Charme der Geländewagen abgrenzen. Mittlerweile ist daraus weltweit eine inflationär verwendete Bezeichnung geworden, die letztlich nur noch eines sicher zu bedeuten scheint: Höhere Bodenfreiheit. Der Mythos steht dabei für manche für unnötige Größe und hohes Gewicht, also Umweltsünde. Für die Anderen sind SUV der heilige Gral in puncto bequemer Einstieg, Statussymbol und ein erhöhtes Gefühl an Sicherheit. Auf den früher zu fast 90% üblichen Allradantrieb verzichten dabei heute deutlich mehr als die Hälfte aller deutschen Kunden und lassen den meisten Modellen damit nur noch die optischen Outdoor-Reminiszenzen. Manche Modelle, nicht nur in den kleinen Segmenten, werden sogar ausschließlich nur mit einer angetriebenen Achse angeboten. Letztlich haben die SUV-Verwandten ihren Brüdern der klassischen Karosserieformen stetig mehr Marktanteile abgenommen und es ist kein Ende in Sicht.
Einer für alle(s)
Die Attraktivität der SUV hat sich dabei seit Beginn ihres Erscheinens in absolut und relativ gesehen höheren Restwerten niedergeschlagen, verglichen mit ihren Geschwistern. Und das, obwohl sich die Zulassungen seit 2012 verdoppelt und gemessen an 2007 sogar vervierfacht haben. Nach dem aktuellen Trend der SUV-Coupés – natürlich trotz der Namensergänzung immer noch viertürig – stehen nun die Premiumhersteller in den Startlöchern, um zukünftig Kleinwagen-Crossover ins Sortiment aufzunehmen. Die Frage, die sich berechtigterweise stellt, ist, wie lange das in einem so volumenbestimmten und gesättigten Marktumfeld wie den Gebrauchtwagen, noch weitergehen kann. Was ist also zu erwarten bei stetig wachsenden Mengen hinsichtlich der hohen Restwerte?
Den Zenit überschritten
Eine beruhigende Antwort vorweg: An den vorteilhaften Verkaufspreisen und steigenden Mengen von SUV wird sich so schnell nichts ändern. Aber die erfolgsverwöhnten Hochbeiner halten sich bereits seit einer Weile nicht mehr so stabil und durchleiden mittlerweile alle Krisen und Täler wie der Rest des Marktes (Abb. 1). Ein wichtiger Einflussfaktor ist dabei neben den gewachsenen Volumen vor allem der Wettbewerb untereinander. Waren laut IHS 2010 noch etwas über 70 Modelle am Markt mit durchschnittlich 4.700 Zulassungen pro Modell, schraubte sich dies hoch bis 2019 auf fast 130 Modelle mit nahezu 10.000 Zulassungen pro Modell. Nun aber beginnt der Neuwagenmarkt zu kippen und die weiteren Markteintritte zusätzlicher Modellreihen erzeugen zunehmend Verteilungskampf. Die durchschnittlichen Zulassungen pro Modell gehen deutlich zurück und der Anteil von Modellen mit weniger als 2.000 Einheiten pro Jahr steigt von 14% anno 2010 auf 44% in 2027 (Abb. 2).
Zukunftsaussicht: Heiter bis wolkig
Der Zeithorizont ist also noch relativ weit, zumal der Gebrauchtmarkt zeitlich immer ein paar Jahre nachläuft. Aber dennoch lohnt es sich, sich darauf vorzubereiten. In Zeiten wachsenden Wettbewerbs ist Differenzierung die Devise. Optik und Markenimagepflege sind sicher ein wichtiges Instrument, Elektrifizierung ein zusätzliches Spielfeld. Aber als Gebrauchter kann vor allem eine an zukünftigen Bedürfnissen orientierte Ausstattung ein wichtiger Beitrag zu Werterhalt und Abgrenzung zum Wettbewerb sein. In erster Linie, um nicht in einen Kampf um den niedrigsten Preis zu verfallen und damit der Preisspirale nach unten zu folgen. Schließlich wird der Kuchen groß genug sein, nur das eigene Stück sollte satt machen und schmecken.