Schon seit geraumer Zeit muss sich die Automobilindustrie mit einer Reihe von Herausforderungen auseinandersetzen. Das Erdbeben in Japan am 16. März sorgt nun für zusätzliche Unruhe in der Fahrzeugproduktion und bei der Halbleiterversorgung.
Zu spüren sind die Folgen sind unter anderem auch bei Toyota und dem Halbleiterzulieferer Renesas Automotive.
Das Erdbeben mit einer Stärke von 7,4 erschütterte den Nordosten des Landes. Gebäude schwankten, es kam zu Stromausfällen und ein Hochgeschwindigkeitszug entgleiste. Mindestens zwei Personen starben, mehr als 160 Verletzte wurden gezählt. Betroffen von dem Beben waren die Regionen um Fukushima, Miyagi und Yamagata.
Toyota legt Produktionslinien still
Toyota teilte mit, dass der Betrieb in einigen japanischen Werken angepasst werden muss. In Folge des Erdbebens können Zulieferer getroffene Lieferabsprachen nicht einhalten.
In einer Erklärung gab Toyota bekannt, dass die Sicherheit der Menschen und der Wiederaufbau in den betroffenen Regionen oberste Priorität genießen. Der Konzern arbeite aber gemeinsam mit seinen Zulieferern mit Nachdruck an einer Lösung, um trotz bestehender Lieferengpässe die Fahrzeuge schnellstmöglich an die Kunden auszuliefern zu können.
Insgesamt waren die Auswirkungen in 11 der 14 Werke des Autoherstellers zu spüren. An 18 der 28 Fertigungsstraßen stand der Betrieb vorübergehend still, mit einer geplanten Wiederaufnahme der Produktion am 24. März. Betroffen von den temporären Stilllegungen sind unter anderem verschiedene Modelle des Yaris, des RAV4, des Land Cruiser sowie der Mirai, Toyotas Brennstoffzellenmodell, ebenso einige Lexus Modelle.
Ausfälle bei der Halbleiterversorgung
Renesas hatte vorübergehend die drei Werke geschlossen, die dem Epizentrum des Erdbebens am nächsten lagen. Am 18. März nahm das Unternehmen die Produktion in den Werken in Hitachinaka und Takasaki wieder auf. Für beide Standorte wurde erwartet, dass sie bis zum 23. März wieder voll produzieren. Das Werk in Yonezawa nahm am 17. März die Arbeit wieder auf und erreichte seine volle Produktionskapazität am 20. März.
Die Firma gab außerdem bekannt, dass bislang noch keine Informationen zu Schäden an den Standorten vorliegen, die zu weiteren Verzögerungen bei der Halbleiter-Herstellung führen könnten.
Für die Branche sind das gute Nachrichten. Halbleiter haben sich in den letzten beiden Jahren zu begehrten Gütern entwickelt, da sie für den Einsatz in der modernen Fahrzeugtechnologie nahezu unverzichtbar sind. Renesas liefert die Chips für eine ganze Reihe relevanter Anwendungen im Automobilbereich, zum Beispiel für Fahrerassistenzsysteme (ADAS), in den Bereichen autonomes Fahren sowie Connected Car Software, Infotainment und Antriebssysteme.
Fragile Lieferketten
Auch wenn der Produktionsausfall sowohl bei Halbleitern als auch bei den Fahrzeugen nur von verhältnismäßig kurzer Dauer sein wird, wird es die angespannte Marktsituation, die sowieso bereits von anhaltenden Lieferschwierigkeiten betroffen ist, weiter verschärfen.
Die Pandemie, die “Chipkrise” und der Konflikt in der Ukraine haben gezeigt, wie fragil die bestehenden Strukturen sind, auf die die Autohersteller ihre globalen Geschäfte und ihre Handlungsfähigkeit aufgebaut haben. Diese Strukturen sind oft breit über eine Vielzahl verschiedenster Märkte gestreut, was bis vor einigen Jahren auch reibungslos funktioniert hat. Das Erdbeben in Japan wird nun erneut Lieferverzögerungen bei Neuwagen nach sich ziehen.
Die Branche ist sich mittlerweile der Auswirkungen bewusst, die Probleme von außen auf die Lieferketten haben können. Viele Autobauer haben entsprechende Maßnahmen festgelegt, um auf solche Situationen reagieren zu können. Dazu gehört die zeitweilige Schließung von Werken oder auch das Ausweichen auf alternative Lieferanten.
Die Stilllegung von Toyotas Fließbändern wird, auch wenn sie nicht von langer Dauer ist, eine Stornierung von Tausenden von Fahrzeugen nach sich ziehen. Der Autobauer ist bestrebt sicherzustellen, dass wichtige Komponenten möglichst schnell wieder in ausreichender Menge vorhanden sind, um unverzüglich mit der Produktion fortfahren zu können.
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