Einst die Lieblingsklasse der Hersteller aus nah und fern, kommen die Modelle aus der unteren Mittelklasse bei den Kunden inzwischen nicht mehr richtig groß raus. Wirkt sich das auch auf die Restwerte aus?
Das eherne Gesetz gilt natürlich bis heute: Das meistverkaufte Auto Deutschlands ist der VW Golf. Jenes vor 46 Jahren eingeführte Fahrzeugmodell, das einem ganzen Segment („Golfklasse“) seinen Namen spendete und an dem sich jahrzehntelang der Wettbewerb messen musste. Inzwischen sind wir bei der Golf-Generation 8 angelangt, das Segment ist nach wie vor eines mit der höchsten Modelldichte, doch die Parameter haben sich geändert. Die untere Mittelklasse, bis vor Jahresfrist noch verkaufsstärkstes Segment in Deutschland, wird von gleich zwei Seiten aus unter Druck gesetzt: Von den immer erwachseneren Kleinwagen und vor allem von den allgegenwärtigen SUV, die inzwischen den Podestplatz für das Segment mit den höchsten Stückzahlen eingefahren haben.
Dabei kommt der Kompaktklasse im Portfolio der einzelnen Marken besondere Bedeutung zu, um die Flottenverbräuche nach unten zu bekommen. Zahlreiche neue Plug-in-Hybrid-Varianten, die in der ersten Jahreshälfte 2020 in die Showrooms drängen, unterstreichen das.
Viele Hersteller reagieren auf die abflauende Nachfrage bei ihren Kompakten mit den üblichen Mitteln: Nachlässe, Eigenzulassungen, forciertes Flottengeschäft. Das beschert der Kompaktklasse in der Schwacke-Restwertprognose eine recht laue Performance: Gerade einmal 51,6 Prozent Restwert im Segmentdurchschnitt für dreijährige Gebrauchte sind kein Ruhmesblatt, einige Modelle liegen sogar noch drastisch unter diesem Wert.
Die von Schwacke für die untersuchten Modelle des Segments prognostizierten Restwerte haben eine auffällig große Bandbreite. Wenig verwunderlich führt der brandneue VW Golf VII das Feld an, allerdings nicht mit der Dominanz, die man vermuten möchte. Überraschender ist eher ein anderes Fahrzeug. Mit dem neuen Ceed hat Kia nicht nur in etlichen Tests der Fachzeitschriften stark performt, das gelingt dem Kompaktklässler auch beim Werterhalt. Noch vor den Premium-Marken BMW und Mercedes mit ihren ähnlich jungen Modellen landet der Ceed auf Platz 2. Dass Audi mit dem A3 weit hinterher fährt, ist dagegen vor allem der angejahrten Fahrzeugbasis geschuldet, die unmittelbar vor der Ablösung steht. Die neue A3-Generation kommt in Kürze auf den Markt.