Die klassische Dienstwagenklasse steckt in einer Klemme, die von den Herstellern hausgemacht ist: Die modischen SUV verheißen mehr Prestige und Lifestyle, die mehrheitlich verbauten Dieselmotoren stehen unter dem Dauerfeuer des öffentlichen erregten Diskurses. Wie steht es entsprechend um die Restwerte in der Mittelklasse?
Eine Zahl verrät das Hauptproblem der Mittelklasse: Bei über 40 Prozent liegt der höchste Anteil aller PKW-Segmente an gewerblichen Neuzulassungen und nochmals über 15 Prozent kommen als Mietwagen auf die Straße. Neben weiteren über 15% Eigen- und Handelszulassungen bleibt relativ wenig übrig, um besonders ertragreiche Geschäfte mit Privatkunden zu machen. Und die Kunden, die entsprechend mit finanziellem Entgegenkommen und anderen verkaufsfördernden Nettigkeiten belohnt werden sollen, sie werden auch noch weniger. Bislang rund acht Prozent hat das Segment in diesem Jahr verloren, in einem insgesamt um fast ein Prozent stärkeren Markt. Die generelle Zögerlichkeit der Hersteller, sich in der Mittelklasse mit dem zukunftswichtigen Thema alternative Antriebe zu beschäftigen, scheint da fast schon konsequent. Vielleicht bringen ja Teslas Erfolgsmodell 3 oder der Polestar 2 ein wenig Bewegung in die Entwicklungsabteilungen. Der Model 3 liegt dabei in diesem Jahr bereits auf Segment-Rang 4 bei den Limousinen und insgesamt noch vor Volvo S/V60, VW Arteon und Mazda6.
Hinsichtlich des Werterhalts leidet das Segment unter großen Stückzahlen gleichartiger Fahrzeuge in puncto Ausstattung. Motorisierung und Farben, die im direkten Preiswettbewerb stehen. Die Schwacke Restwertprognose fällt entsprechend eher trüb als freundlich aus: Mit durchschnittlich 49,8 Prozent Restwert für dreijährige Gebrauchte können insgesamt nur die Zweithandkäufer zufrieden sein. Doch es gibt durchaus Modelle, bei denen die Wiederverkaufswerte weniger belastet sind, die Bandbreite ist weit. Während für den Letztplatzierten, den Ford Mondeo, im Schnitt nur noch 45,2 Prozent prognostiziert werden, wird sich der Restwert-Primus BMW 3er, auch dank seines jugendlichen Alters, als eine bessere Geldanlage erweisen. Den deutschen Herstellern, die sich in der Mittelklasse lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben, sollte allerdings vor allem die Performance der Importmodelle zu denken geben. Dass ein Skoda oder ein Mazda erheblich wertstabiler ist als ein Mercedes, hätte man vor wenigen Jahren sicher seltener erwartet.