Das vieldiskutierte SUV-Segment nahm hier seinen Anfang: Die großen Offroader der Premiumhersteller ebneten den Weg zu einem beispiellosen Boom. Wie steht es um ihren Wiederverkaufswert?
Angesichts der heutigen Schwemme an SUV mit weit über 100 verschiedenen Modellreihen der Hersteller ist es bereits in Vergessenheit geraten, wie das alles begann. Denn mit der damaligen Mercedes M-Klasse und dem BMW X5 sprangen Ende der 1990er Jahre zwei sehr prominente Marken auf den SUV-Zug, der gerade kräftig Fahrt aufnahm. Und erst diese beiden Modelle sorgten im deutschen Markt, bekanntlich eher konservativ bei der Markenwahl, für ein plötzlich aufflammendes Interesse bei potentiellen Kunden und in den Medien. Der Rest ist Geschichte und manifestiert sich rund 20 Jahre später eben in der heutigen Marktsituation.
Nach wie vor sind die großen Premium-SUV, vom Vorreiter Range Rover bis zu den späteren Nachzüglern von Audi, Volvo und VW wichtige Modelle der jeweiligen Marken, alleine schon aus dem Grund, dass hier die Marge noch eine erfreuliche ist. Sie stehen allerdings auch von verschiedenen Seiten unter Druck. Zum Einen aus der eigenen Modellpalette, wo etwa ein Tiguan Allspace oder ein X3 im Alltag nicht wirklich schlechter funktionieren, aber erheblich günstiger sind. Zum Anderen aus der öffentlichen Wahrnehmung, bei der die oftmals ideologisch geführte SUV-Debatte sich vor allem an den großen Premium-Fahrzeugen stößt.
Die reale Situation gibt dafür eigentlich keinen Anlass, denn die in diesem Monat untersuchten Modelle werden in Deutschland in der Verkaufsstatistik kontinuierlich nach hinten durchgereicht, kompakte und günstigere SUV-Modelle haben sie stückzahlenmäßig längst überholt. X5, Q7 und Co. übernehmen stattdessen inzwischen eine Stellvertreterrolle für Oberklasse-Limousinen. Ähnliches Preissegment, ähnlicher Komfort, ähnliche Ausstattungsoptionen. Gegenüber den Oberklasse-Fahrzeugen haben die großen Premium-SUV jedoch einen entscheidenden Vorteil: Sie sind wirtschaftlicher. Denn die von Schwacke in der Zukunftsprognose ermittelten Restwerte von teils deutlich über 60 Prozent sind bei den fast ausschließlich gewerblichen Kunden ein gewichtiges Argument. Bei den in der diesmaligen Berechnung berücksichtigten Modellen spielen die Spitzenreiter allerdings zum Teil auch den Altersvorteil aus, nur der VW Touareg muss sich dem im selben Werk gefertigten Audi Q7 beugen, der bereits drei Jahre mehr auf dem Buckel hat. Für die deutlich unter dem Segmentschnitt liegende Restwertperformance des Range Rover gibt es mehrere Gründe. Zunächst das inzwischen hohe Baureihen-Alter, aber auch die sehr exklusiven Listenpreise, die sich in der Praxis kaum realisieren lassen. Das Damoklesschwert „Brexit“, unter dem speziell Jaguar/Land Rover zu leiden hätte, macht die Situation nicht einfacher.