Grau-schwarze Einförmigkeit – Mittelklassemodelle verkaufen sich derzeit eher unter Wert – nicht zuletzt aufgrund mangelnder Profilschärfe des Segments. Zu welchen Tarifen, hat Schwacke ermittelt
Die Mittelklasse-Modelle sind für viele die Biedermänner unter den Fahrzeugsegmenten. Aber war vor 15 Jahren noch jeder sechste neue PKW ein Mittelklässler, ist es heutzutage nur noch jeder zehnte. An der allgegenwärtigen SUV-Konkurrenz kann es jedoch nicht ausschließlich liegen, ist doch deren Marktanteil nicht entsprechend gestiegen. Eher kann man davon ausgehen, dass das etwas kleinere Kompaktsegment darunter mit all seinen Derivaten attraktiver und größer wurde und damit Kunden abspenstig machte. Echtes Downsizing also, dem die Lieferanten für dieses andernorts auch mit ‚D‘ bezeichnete Segment versuchen, mit technischer Aufwertung entgegen zu wirken. Gut zu beobachten ist dies gerade aktuell an der neuen C-Klasse, die sogar optional mit Hinterachslenkung und einer LED-Frontleuchten-Technik aus der S-Klasse aufwartet. Wie hart der Konkurrenzkampf und Preisdruck ist, lässt sich ebenfalls daran erkennen, dass der Prognosedurchschnitt unterhalb der 50%-Marke liegt und nur wenige Modelle es über diese Schwelle schaffen. In erster Linie hilft natürlich ein Modellwechsel mit frischem Design, moderner Technik oder wie im Falle des Mazda6 üppig ausgestattete und fair eingepreiste Ausstattungslinien bzw. Sondermodelle. In die Zukunft geblickt, gibt es denn auch in Anbetracht der Volumenentwicklung erste Gerüchte über ein reduziertes oder verändertes Angebot bei den Nachfolgern von Mondeo und Passat. Von Crossovern ist bei den Volumenherstellern die Rede, ähnlich wie der Citroën C5 X es gerade vormacht, oder dem Wegfall von einzelnen Bauformen. Vollelektrische Modelle findet man hier allerdings noch selten, auch wenn Platzhirsch Tesla mit dem Model 3 seine Duftmarke gesetzt hat und Polestar und Ford dagegenhalten. Die notwendigen großen Batteriepacks passen dann meist doch eher in die höher bauenden SUVs. Die „niederflurigen“ Limousinen und Kombis müssen in der Regel mit Plug-In Hybriden auskommen, die in dieser Klasse mittlerweile schon beachtliche 18% der Neuzulassungen ausmachen. Das könnte auch eines der zukünftigen Probleme des Marktes werden. Über 55.000 neue Mittelklasse-Plug-Ins sind seit 2019 in den gebrauchtwagenrelevanten Kanälen zugelassen worden. In diesem Jahr sogar mehr als Benziner. Die Nachfrage steigt aber nicht entsprechend, sodass diese Menge in diesem und den kommenden Jahren unter Druck erst einmal vermarktet werden müssen. Zu befürchten ist, dann mit kräftigen Preisabschlägen. Da können sich die Risikomanager mit Dieseln im Portfolio eher zurücklehnen. Schließlich wird sich deren Gebrauchtwagennachschub bedingt durch Dieselgate seit 2016 bis heute quasi halbieren und für stabile Preise sorgen. Natürlich nur sofern die Nachfrage auf dem zwar niedrigen, aber soliden Niveau bleibt. Genau danach sieht es derzeit aus. Gebraucht sind Diesel-Biedermänner durchaus noch gefragt!