Vielseitiges Segment – Kleinwagen behaupten sich gegen ihre hochbeinigen Verwandten. Zu welchen Tarifen, hat Schwacke ermittelt
Die Kleinwagenklasse hat eine recht wechselvolle Geschichte hinter sich. Selbstzünder waren zwar auch schon vor Dieselgate eine verzichtbare Motorisierung, sind aber mittlerweile fast vollständig vom Neuwagenmarkt verschwunden. Unter 3% des Segmentes machten sie vergangenes Jahr lediglich noch aus. Dafür erheben sich Elektroantriebe zu einer relevanten Größe und erreichten im prämiengetriebenen Jahr 2020 einen Neuwagensegmentanteil von vorher unvorstellbaren 14%. Und dieses Jahr geht der Trend ungebrochen weiter und steht im Februar bereits bei 18%. Eine ebenfalls aufsehenerregende Novität war der historische Wechsel an der Segmentspitze, als 2020 nach 13 langen Jahren der Opel Corsa wieder am VW Polo vorbei auf dem Siegertreppchen der Neuwagenstatistik stand und dort immer noch steht. Das Ganze geht einher mit einem ebenso erstaunlich moderaten Anteil an taktischen Zulassungen. Es ist also Bewegung in dieses Segment gekommen mit den Neuzugängen aus dem PSA-Konzern und zuletzt noch durch die Asiaten Yaris und i20. Es ist allerdings zu spüren, dass die SUV-Derivate ein ernstzunehmendes Intrabrand-Risiko darstellen. Zwar sind die hier gezeigten klassischen Bauformen in der Regel noch in der Überzahl gegenüber ihren Vettern, aber der Abstand ist nicht mehr groß. Der Kostenunterschied in der Produktion zwischen beiden Karosserieformen dürfte kaum ins Gewicht fallen, sodass der künstlich erzeugte Neupreisvorteil der Kleinwagen in diesen preissensitiven Segmenten sicher mit den Ausschlag gibt, warum die SUVs nicht längst den Neuwagenmarkt dominieren. Die Gebrauchtwagenkunden jedenfalls wollen nicht nur absolut in Euro weniger für einen Kleinen zahlen. Auch im Verhältnis zum Neupreis liegen im Schnitt 4 Prozentpunkte zwischen den Plattform-Verwandten. Generell gilt für beide, frisches Design und modernes Infotainment punkten in der Käufergunst. Etwas aus dem Feld gerät hier der Fiesta, der aktuell am Markt – eigentlich unnötig – günstig angeboten wird und damit auch die Prognose niedrig hält. Mit zusätzlichen Anbietern und Modellen ist in diesem Segment zukünftig kaum mehr zu rechnen, aber die Nachfolger zeigen mit E-Antrieben und Komfortausstattungen, dass Kleinwagen noch lange nicht tot sind und zudem für die Hersteller beim CO2-Footprint einen – im wahrsten Sinne des Wortes – geldwerten Beitrag leisten.