Mercedes-Benz hat sein Sortiment an Elektroautos der E-Klasse mit dem EQE noch einmal erweitert. Genau wie der EQS ist dieses Modell in einem aerodynamischen und schlichten, aber ansprechenden „One-Bow-Design“ gehalten. Allerdings wird die Kopffreiheit im Fond von der schrägen Dachlinie und dem serienmäßigen Panoramadach beeinträchtigt. Auch die aus Gründen der Aerodynamik und des Designs klein geratenen Seiten- und Heckscheiben schränken die Sicht ein und machen die Rückfahrkamera unverzichtbar. |
Das Fahrwerk und die Federung des EQE sind einerseits auf sehr bequemes Reisen ausgelegt, ermöglichen andererseits aber auch eine dynamische Fahrweise. Die vordere Stoßstange ist nicht zu niedrig, was es leichter macht, über Bodenschwellen im Stadtgebiet zu fahren. Außerdem kann die Fahrzeughöhe des EQE im GPS so eingestellt und gespeichert werden, dass sie sich jedes Mal automatisch anpasst, wenn das Auto eine bestimmte Route fährt. |
Das Auto fühlt sich qualitativ hochwertig an – für das Armaturenbrett, die Türen und die Sitze wurden erstklassige Materialien verarbeitet. Atemberaubend ist auch der optionale MBUX-Hyperscreen, der sich über die gesamte Breite des Fahrzeuginneren erstreckt. Leider ist er aufgrund der Halbleiterknappheit nur in einer begrenzten Stückzahl verfügbar. Die beiden serienmäßigen Bildschirme ähneln jenen der S-Klasse und überzeugen ebenfalls. Auch die erweiterten Fahrerassistenzsysteme (ADAS) – darunter eine Augmented-Reality-Kamera und ein Head-up-Display – sind auf dem neuesten Stand der Technik. |
Die Elektrifizierung der E-Klasse |
Die Executive-Klasse (E-Klasse) hat in den letzten Jahren geschwächelt, da die Verbraucher zunehmend SUVs bevorzugen. Als viertürige Limousine hat das vollelektrische Pendant zur E-Klasse derzeit keine direkten Konkurrenten in diesem Segment. Es gibt keine Kombi- und/oder Shooting-Brake-Varianten des EQE, obwohl diese beispielsweise nach wie vor mehr als 60 % des gesamten Segments und 70 % der Flottenzulassungen in Deutschland ausmachen. Der bald auf den Markt kommende EQE-SUV, der im Grunde eine Elektrovariante des GLE ist, soll diese Lücke teilweise schließen, birgt aber dabei das Risiko einer Kannibalisierung. |
Positiv zu vermerken ist, dass Mercedes-Benz nun eine komplette Antriebspalette in diesem Segment anbietet – die E-Klasse ist sowohl mit Benzin- und Dieselmotoren erhältlich, als auch in der Form eines Plug-in-Hybridantriebs (PHEV). Da die Auswahl an Elektromodellen im E-Segment noch sehr begrenzt ist, wird die große Reichweite des EQE (bis zu 639 km bei einer 90,6-kWh-Batterie in der Version 350+) der Zielgruppe gefallen. Dies ist eine der höchsten Reichweiten in diesem Segment – höher als jene von anderen Autos in derselben Preisklasse. Das 400-Volt-Bordnetz bedeutet, dass eine DC-Ladeleistung von bis zu 170 kW möglich sein sollte, wodurch die Batterie in 32 Minuten von 10 % auf 80 % aufgeladen werden kann. Das ist ein kleiner Nachteil gegenüber der 800-V-Technik des Audi e-Tron GT, des Porsche Taycan und einiger anderer Newcomer. Im Gegensatz zum EQS ist keine größere Batterie für den EQE verfügbar, da bei diesem Modell der Radstand um 9 cm kürzer ist. |
Bekehrung der E-Klasse-Besitzer |
Der Radstand ist beim Mercedes-Benz EQE um mehr als 30 cm weiter als in der E-Klasse, was ein großzügiges Platzangebot auf allen Sitzen bedeutet. Der EQE350 hat außerdem mehr Drehmoment als die AMG E53 E-Klasse (765 Nm gegenüber 520 Nm). |
Die Anhängelast des EQE beträgt nur 750 kg – in der E-Klasse sind im Vergleich dazu maximal 2,1 Tonnen möglich. Auch der Kofferraum ist mit 430 Litern um 110 Liter kleiner als bei der E-Klasse, während der EQS als Schrägheckmodell 70 Liter mehr fasst als die S-Klasse. Auch unter der Motorhaube gibt es keinen zusätzlichen Stauraum, da ein hocheffizienter Partikelfilter (HEPA) für saubere Luft im Innenraum sorgt. Deshalb sind die Ladekabel unter dem Kofferraumboden untergebracht, was das Aufladen unpraktisch macht, wenn der Kofferraum voll beladen ist. |
Insgesamt dürfte der EQE derzeitige E-Klassen-Besitzer ansprechen, die auf ein Elektroauto umsteigen wollen oder müssen. Dennoch wird der EQE – einmal ganz abgesehen von den SUVs – starke Konkurrenz vom Tesla Model S bekommen, sobald wieder andere Versionen unterhalb des Plaid verfügbar sind. Der Tesla war das erste E-Auto, das in der E-Klasse angeboten wurde, er hat ein starkes Markenimage und wurde optisch regelmäßig aktualisiert. |
Noch dazu beginnt BMW bald mit der Auslieferung des i7 und auch der i5 wurde für 2023 angekündigt. 2024 soll ein Audi A6 e-Tron mit einer 800V-Architektur und einer Reichweite von mehr als 700 km als Limousine und Kombi auf den Markt kommen. Andere Premium-Konkurrenten wie Volvo und Jaguar Land Rover investieren Millionen in die Elektromobilität, und asiatische Hersteller, darunter Hyundais Premiummarke Genesis, drängen ebenfalls nach Europa. |
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