Andreas Geilenbrügge, Regional Head of Valuations Germany, Nordics & UK bei Schwacke, über die aktuelle Entwicklung des Gebrauchtwagenmarktes in Deutschland und die Aussichten für Restwerte und BEVs (Batterie-elektrische Fahrzeuge).
Die absoluten Restwerte in Deutschland waren im Vergleich zum Vormonat stabil, sanken jedoch gegenüber Januar 2022 um 7,7%. Bei steigenden Listenpreisen fielen die %RVs um 4,6 % im Vergleich zum Dezember und um 10,6 % gegenüber dem Vorjahr.
Der Markt für neue BEVs in Deutschland hat sich in letzter Zeit schwergetan. Dies ist eine Folge der abrupten Streichung der E-Auto-Förderung Mitte Dezember 2023. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sank der Anteil der vollelektrischen Fahrzeuge im Januar auf 41,7 % gegenüber 51,9 % ein Jahr zuvor.
Zum Jahreswechsel 2023 und in den Januar hinein wurden die größten Schlagzeilen der Branche von hohen Nachlässen und Preisreduzierungen der Hersteller eingenommen.
Das Signal, das davon ausgeht, ist fatal. Jeden potenziellen Kunden und Skeptiker erreicht so die Botschaft, die er insgeheim vielleicht sowieso schon empfunden hat: Mit Elektrofahrzeugen stimmt etwas nicht, keiner will sie haben. Es steht zu befürchten, dass diese Wahrnehmung zur Realität wird, wenn sich die öffentliche Meinung gegen die Technologie wendet. Eine ausgebremste Akzeptanz und zusätzliche Skepsis sind die Folge.
Die Händler sind entsprechend verunsichert, der Bestand auf den Höfen steigt und bleibt länger stehen. Von den jungen Gebrauchten im Handel ab Baujahr 2022 ist etwa jeder sechste bis siebte PKW ein BEV oder PHEV, Tendenz steigend und damit auch das Risiko.
Die Preise geben nach und der Wettbewerbsdruck sorgt für fortgesetztes Abpreisen, nun noch zusätzlich belastet durch deutlich sinkende Neupreise. Dem weiter nachströmenden Volumen aus den Jahren 2020-2023 ist damit nicht gedient.
Im Sinne der Restwertstabilität kann allenfalls mit Volumenreduktion oder Verzögerung, sprich Export oder Gebrauchtwagenleasing, begegnet werden – begleitet von Händlerunterstützung seitens der OEM, die gezielt dafür sorgt, dass Händler es sich leisten können, einen adäquaten Preis zu halten, bis ein Käufer gefunden wird.
Am Ende kann der Knoten erst platzen, wenn die Nachfrage nach Gebrauchten extern stärker stimuliert wird. Man sollte aber eben auch nicht vergessen, dass entsprechend fünf von sechs jungen Gebrauchten noch durchaus profitable Verbrenner sind, von denen mit Erstzulassung vor 2020 ganz zu schweigen.
Im Dashboard für Januar 2024 von Autovista24 finden Sie aktuelle Daten zu Preisen, Absatzmengen, Standtagen und mehr.
Einen Einblick in die Entwicklung des Vormonats gibt es hier.
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