Andreas Geilenbrügge, Regional Head of Valuations Germany, Nordics & UK bei Schwacke, zur aktuellen Lage auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt.
Der Mai erlebte einen starken Neuzulassungszuwachs nicht nur insgesamt gegenüber den Krisenjahren, insbesondere die GW-Markt relevanten Flottenzulassungen konnten den stärksten Mai seit mindestens 20 Jahren verzeichnen.
Der deutliche Zuwachs gegenüber dem Vorjahr speiste sich dabei aus allen Antriebsarten abgesehen von Plug-Ins. Letztere profitierten die vergangenen Jahre von einer Kombination aus Neuwagenprämie, dienstwagensteuerlicher Vorteile des Fahrers sowie dessen minimaler Umgewöhnung im Tagesgebrauch ohne Verpflichtung, tatsächlich weitgehend elektrisch und emissionslos fahren zu müssen.
Sollte sich der Trend so fortsetzen, könnten besonders die Benziner am Gebrauchtwagenmarkt in 3 Jahren wieder einen Dämpfer erhalten, weil im Mai gemessen am Vorkrisenniveau tatsächlich deutlich mehr neue Benziner auf die Straße kamen als zuvor. Diesel bleiben davon unbenommen und generieren weiterhin immer weniger Angebotsmenge, folglich Preisstabilität in der Wiedervermarktung. Die – unabhängig von Antriebsart und Alter – anwachsenden Standzeiten lassen darauf schließen, dass die Kaufbereitschaft schwindet und Kunden zurückhaltender bei den jüngeren Gebrauchten werden.
Der daraus entstehende Preisdruck auf den Handel hat allerdings voraussichtlich nur temporäre Wirkung, da das kurzfristig fortgesetzt geringere Gesamtmarktvolumen keine Möglichkeit bietet, mit höheren Stückzahlen sinkende Preise und damit Margen auszugleichen.
Im kommenden Jahr ist entsprechend mit einem erneuten Anwachsen von Preisen speziell der aktuell schwächelnden EVs zu rechnen. Weiterhin ist zum Ankurbeln der Nachfrage nach gebrauchten E-Fahrzeugen dringend eine staatliche Lenkungsfunktion gefordert.
Die bisherigen, fast ausschließlich auf Neukauf ausgerichteten Maßnahmen, benötigen nun eine Ablösung durch eine wirksame Förderung des Betriebs von Elektrofahrzeugen und ggf. auch Plug-Ins. Solange z.B. Energiekosten nicht attraktiver werden, ist zu befürchten, dass die Nachfrageentwicklung dem rapide wachsenden Angebot hinterherhinken wird.
Im Dashboard für Juni 2023 von Autovista24 finden Sie aktuelle Daten zu Preisen, Absatzmengen, Standtagen und mehr.
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