Autovista24 Deputy Editor Tom Geggus beleuchtet die Abkühlung der fünf großen europäischen Gebrauchtwagenmärkte in den ersten drei Monaten des Jahres 2022.
Nach Bekanntgabe aller Ergebnisse des ersten Quartals scheint sich eine Abschwächung der Gebrauchtmärkte in Frankreich, Deutschland und Spanien abzuzeichnen, da die Anzahl der getätigten Kaufabschlüsse gesunken ist. Doch nicht alle der fünf großen Länder erlebten einen Sinkflug. Italien scheint sogar einen Anstieg erlebt zu haben, und auch das Vereinigte Königreich verzeichnete positive Ergebnisse. Im Vergleich zu den nahezu eiszeitlichen Ergebnissen des Neuwagenmarktes war Deutschland jedoch das einzige Land, in dem die Bedingungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt vergleichsweise kälter waren.
Die Gebrauchtwagenmärkte haben eine lange Hochphase mit vermehrten Kaufabschlüssen erlebt, während der Neuwagenmarkt einbrach. Aufgrund der COVID-19-Pandemie waren Halbleiter auf den Markt für Unterhaltungselektronik umgelenkt worden, was dazu führte, dass die Automobilindustrie nach der Aufhebung der Beschränkungen in Bedrängnis geriet.
Die russische Invasion in der Ukraine führte indes zu einer Verknappung von Kabelbäumen und zu einem zunehmend angespannten geopolitischen Klima. Zudem lassen steigende Lebenshaltungskosten und Inflation neue Autos für viele unerschwinglich werden. Zusammenfassend gibt es also Probleme bei der Produktion, die Lieferzeiten haben sich verlängert und immer mehr Menschen entscheiden sich gegen den Kauf eines Neuwagens.
All dies zeigt nun Auswirkungen, da viele auf die Anschaffung eines Neuwagens verzichten und ihr aktuelles Fahrzeug deshalb nicht auf dem Gebrauchtwagenmarkt anbieten. Einem geringeren Angebot steht also eine schrumpfende Nachfrage auf den wichtigsten europäischen Automobilmärkten gegenüber, was zu einem Anstieg der Restwerte führt.
Frankreich und Spanien im Sinkflug
In den ersten drei Monaten des Jahres 2022 verzeichnete der französische Gebrauchtwagenmarkt 1.395.230 Transaktionen, was nach Angaben von AAA Data einen Rückgang von 11,2 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutete. Jedoch war dies immer noch eine Besserstellung gegenüber dem Neuwagenmarkt, der im gleichen Zeitraum um 17,3 % zurückging.
Wie GANVAM mitteilte, ging die Zahl der Gebrauchtwagengeschäfte in Spanien im ersten Quartal des Jahres um 1,8 % auf 449.086 Einheiten zurück. Der Neuwagenmarkt des Landes verzeichnete dagegen einen zweistelligen Rückgang um 11,6 % im Vergleich zum Vorjahr.
Im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres 2021 verzeichnete der deutsche Gebrauchtwagenmarkt im ersten Quartal dieses Jahres mit 1.472.042 Transaktionen lediglich einen Rückgang von 7 %. Der Neuwagenmarkt schnitt dagegen noch besser ab und sank im Vergleich zum Vorjahr um nur 4,6 %, wie die aktuellen Zahlen des KBA zeigen.
Positive Stimmung in Italien und Großbritannien
Der italienische Gebrauchtwagenmarkt war im ersten Quartal 2022 der klare Gewinner: 1.205.939 Transaktionen bedeuten ein Wachstum von 34,9 % gegenüber dem Vorjahr. Die Neuzulassungen in Italien verzeichneten laut ANFIA jedoch den stärksten Rückgang unter den fünf großen Märkten: 24,4 % weniger als im ersten Quartal 2021.
Laut SMMT verzeichnete der britische Gebrauchtwagenmarkt in den ersten drei Monaten des Jahres ebenfalls einen Anstieg an Transaktionen. Mit 1.774.351 Einheiten verzeichnete das Land ein Wachstum von 5,1 % gegenüber dem ersten Quartal 2021. Jedoch ging der Neuwagenmarkt im Berichtzeitraum zurück – mit 1.687.755 Zulassungen allerdings um nur 1,9 %.
Restwerte bleiben weiterhin hoch
Das jüngste Monthly Market Update (MMU) bestätigt, dass auf den wichtigsten europäischen Märkten im April mehr Gebrauchtwagengeschäfte getätigt wurden als in den Vormonaten des Jahres 2022. Die monatliche Marktübersicht der Autovista Group umfasst Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, die Schweiz und das Vereinigte Königreich. Sie berücksichtigt auch die Treibstoffart, die durchschnittlichen Listenpreise für Neufahrzeuge, das Verkaufsvolumen und die Indizes für das aktive Marktvolumen.
Die Restwerte sind stabil geblieben, da sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen Schwierigkeiten haben, ein neues Fahrzeug zu erwerben und ihre bisherigen deshalb länger behalten. Dies gilt für das gesamte Fahrzeugspektrum – für gekaufte Modelle ebenso wie für Leasingfahrzeuge und Firmenflotten. Es sinkt also nicht nur das Angebot an Gebrauchtwagen, sondern auch die Nachfrage schwächt sich ab, was bedeutet, dass die Restwerte hoch bleiben.
In Anbetracht des Monthly Market Update für April hat die Autovista Group ihre Restwert-Prognosen für Österreich, Italien und die Schweiz im April angehoben. Dagegen wurde die Prognose für das Vereinigte Königreich nach unten korrigiert, da die dortige Marktaktivität deutlich gedämpft ist. Die Prognosen für Frankreich und Spanien wurden beibehalten, ebenso wie die für Deutschland, nach einer Aufwärtskorrektur im vergangenen Monat.
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