Jaguar Land Rover (JLR) hat sich ein Darlehen in Höhe von 625 Millionen Pfund gesichert (rund 749 Millionen Euro), um damit Forschung, Entwicklung und den Export von Batterie-elektrischen Fahrzeugen (BEVs) zu unterstützen. Zwölf Geschäftsbanken stellen den Betrag über einen Zeitraum von insgesamt fünf Jahren zur Verfügung.
Die britische Regierung sichert die Transaktion mit 500 Millionen Pfund ab. Genauer gesagt übernimmt UK Export Finance (UKEF) 80% der Garantiesumme. Das Export Development Guarantee (EDG) Programm der Exportkreditagentur zielt darauf ab, die britische Exportwirtschaft mit Hilfe von signifikanten Investitionen finanziell zu stärken.
„Wir möchten unsere Autobauer dabei unterstützen, die Produktion von Elektroautos in Großbritannien voranzutreiben“, so Anne-Marie Trevelyan, Ministerin für internationalen Handel. Der Deal mit UK Export Finance helfe Jaguar Land Rover dabei, britische Markenqualität weiterhin weltweit zu vertreiben. Dadurch würden neue Arbeitsplätze geschaffen und die Produktion im ganzen Land werde gefördert, ebenso wie die Angleichung wirtschaftlicher und regionaler Unterschiede.
Förderung und Nachhaltigkeit
Die Darlehenssumme von 625 Millionen Pfund wird in den Ausbau der Produktion von BEVs fließen, in den JLR pro Jahr rund 2,5 Milliarden Pfund investieren will. Bis März 2026 soll dieser Betrag im Rahmen des verstärkten Fokus auf die Reimagine Strategie auf drei Milliarden Pfund steigen. Der Elektrifizierungsplan, der im Februar 2021 präsentiert wurde, sieht vor, alle Modelle bis zum Ende des Jahrzehnts als BEV anzubieten. Darunter fallen vollelektrische Jaguar Modelle ab 2025 sowie sechs BEV Land Rover Varianten in den nächsten fünf Jahren.
Jaguar Land Rover CFO Adrian Mardell zeigte sich erfreut über die erneute Zusammenarbeit mit UK Export Finance im Rahmen des EDG Programms. Dies sei eine große Unterstützung für das beträchtliche Investment, dass nötig sei, um die Umstellung auf ein vollelektrisches Produktportfolio zu gewährleisten und um das gesetzte Ziel der Netto-Null-Emission bis 2039 zu erreichen.
JLR gehört zu den größten Exporteuren Großbritanniens. In den vergangenen zwei Jahren wurden mehr als 80% der Fahrzeuge an Märkte außerhalb des Landes verkauft. Jaguar Land Rover war das erste britische Unternehmen, das 2019 am EDG Programm teilnahm. Es hat bisher Kredite in Höhe von mehr als einer Milliarde Pfund erhalten.
Auswirkungen des Halbleitermangels
Die Bestätigung über das Darlehen kam kurz nachdem JLR seine Zahlen für das dritte Quartal 2021 veröffentlicht hatte. Der Autohersteller erklärte, dass sich der Halbleitermangel nach wie vor erheblich auf die Produktions- und Verkaufszahlen auswirke. Zwischen Oktober und Dezember verzeichnete JLR 80.126 verkaufte Fahrzeuge. Das ist ein Minus von 13,6 % gegenüber dem vorangegangenen Quartal Juli bis September 2021. Sieht man sich die Zahlen des gleichen Zeitraums 2020 an, lag der Rückgang sogar bei 37,6%.
Auch Thierry Bolloré, CEO von JLR, bestätigt, dass der Halbleitermangel in den Verkaufszahlen des Quartals sichtbar sei. Dennoch sei die Nachfrage weiterhin hoch, was ein deutlicher Hinweis auf die unverminderte Attraktivität der Modellpalette sei. „Unser globales Auftragsbuch verzeichnet Rekordzahlen und führt unglaubliche 30.000 Bestellungen des neuen Range Rover auf, noch vor dem Auslieferungsstart in diesem Quartal“, so Bolloré weiter. Die Reimagine Strategie werde weiter vorangetrieben, um das volle Potential des Unternehmens auszuschöpfen und die nächste Generation von Luxusautos für eine anspruchsvolle Kundschaft zu entwickeln.
Exportminister Mike Freer hebt JLRs Position als einen der größten Autohersteller Großbritanniens hervor. JLR sichere die Lebensgrundlage Tausender Menschen im ganzen Land und sein Erfolg sei nicht zuletzt im Exportgeschäft begründet. UK Export Finance habe eine große Investition für die britische Automobilindustrie sichergestellt, was Arbeitsplätze garantiere und Nachhaltigkeit in den Vordergrund stelle.
Elektrifizierung auf dem Vormarsch
Die britische Regierung möchte mit dieser Darlehensgarantie zeigen, dass sie voll und ganz hinter der „grünen Industrierevolution“ steht. Weiterhin sind Investitionen von mehr als 850 Millionen Pfund geplant, um eine Lieferkette für eine saubere Fahrzeugtechnologie zu entwickeln. Nach eigener Aussage wurden bereits zwei Milliarden Pfund in die Exportkapazitäten der Branche investiert.
Es scheint, als würden allenthalben gemeinsame Anstrengungen unternommen, um die Elektrifizierung im Land voranzutreiben. Auch die Kunden können sich mittlerweile zunehmend für die Technologie erwärmen. 2021 war das bisher erfolgreichste Jahr im Hinblick auf die Zulassungszahlen für E-Fahrzeuge. Erst kürzlich gelang in einer Musterfabrik die Gewinnung von Lithiumcarbonat aus Granit. Auch das Thema Batteriereycling wird mehr und mehr auf- und ausgebaut. Dem gegenüber steht allerdings eine Kürzung der Subventionen für Plug-in Fahrzeuge seitens der Regierung im Dezember 2021 – sehr zum Unwillen der Automobilbranche.
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