Im Mai haben wir wieder Restwertprognosen für interessante Fahrzeugneuerscheinungen in unsere Datenbank aufgenommen:
- Audi A3 Sportback
- Mazda MX-30
- Toyota Proace City
Audi A3 Sportback – Zwischen Tradition und Moderne
Der Audi A3 trägt nicht nur die Nummer 3, sondern ist auch in der Palette der Ingolstädter an dritter Stelle in der Neuzulassungsstatistik und rangiert damit deutlich vor seinen kleinen SUVs-Verwandten. Entsprechend wichtig ist das Modell für die Marke, wenn auch die Mengendominanz vom Anfang der 2010er Jahre gegenüber A4 und A6 seit Mitte des Jahrzehnts passé ist. Naheliegend ist die technisch enge Verwandtschaft mit dem Konzernbruder Golf. Vom Leon und Octavia unterscheidet er sich damit allerdings „untenrum“ etwas deutlicher durch den kürzeren Radstand. Der Platz auf der Rückbank fällt damit etwas knapper aus, ist aber für Normalgewachsene immer noch völlig ausreichend. Die Domäne des Ringträgers ist auch traditionell eher das Kapitel Design und Qualitätsanmutung. Bei der Optik ist außen einiges passiert und die Front macht durch – ebenfalls ein Audi-Merkmal – eine ausgefallene Lichtsignatur auf sich aufmerksam. Die Frontscheinwerfer, die ein wenig an den e-tron erinnern, rahmen den niedrig angesetzten Single Frame Grill ein, der sich durch die vom A1 schon bekannten Schlitze von der Motorhaube trennt. Auch innen setzt sich eigenständiges und im Vergleich zu den Geschwistern durchaus progressives Layout fort. Das Infotainment stammt zwar technisch aus dem Konzernregal, aber in der Bedienung geht der A3 einen merklich anderen Weg. Wo bei Golf und Leon eine berührungsempfindliche Leiste unter dem großen Touchscreen Zukunft suggeriert, finden sich im A3 echte Schalter für Sitzheizung und Klimaanlage. Vorne hat man sogar einen USB-A Anschluss, den sich Wolfsburg und Martorell zum Leidwesen der Besitzer von weniger jungen Smartphones sparen. Beides wird so manchen konservativen Interessenten zum Audi tendieren lassen. Dreh-Drücksteller sind allerdings auch hier nicht mehr zu finden und durch ein smartes Touchpad zum Lautstärkeregeln ersetzt. Die technische Ausstattung ist nichtsdestotrotz auf dem aktuellen Stand. LED-Licht – auf Wunsch auch als Matrix-, Digital-Cockpit und reichlich Assistenten. Ein Highlight ist die in einigen wenigen Städten bereits funktionierende Car2x-Kommunikation, die z.B. Ampeln „lesen“ kann. Was noch fehlt sind stärkere Motoren, die Sportversionen und Automatikgetriebe bei den leistungsschwächeren Benzinern und Dieseln. Und wo wir gerade bei Motoren sind, Varianten mit Steckdose sucht man auch noch vergebens.
Mazda MX-30 – Der Reminiszent
Mazda feiert dieses Jahr sein 100stes Firmenjubiläum, das 1920 jedoch nicht mit Fahrzeugproduktion, sondern mit Kork-Herstellung und -Handel startete. Kork stellt auch die erste Reminiszenz des MX-30 dar. Dieses ungewöhnliche Material findet sich sowohl in der Mittelkonsole als auch im Türgriff. Auch die Modellbezeichnung MX kennen Mazda-Fans bereits. Bisher allerdings von sportlichen oder coupéhaften Modellen wie dem MX-5, oder den längst vergangenen MX-3 und MX-6 Coupés. Die Dachlinie ist entsprechend dem SUV-Zeitgeist folgend auch sportlich geschnitten. Die nächste Auffälligkeit findet ebenfalls eine Entsprechung in der Historie: Es sind die gegenläufig öffnenden Türen, die bereits im Wankel-Sportwagen RX-8 den Einstieg in die hintere Sitzreihe erleichterte und auch hier wieder die B-Säule überflüssig macht. Größentechnisch ist der MX-30 sehr nahe am gleichziffrigen CX-Pendant, hat aber natürlich aufgrund des vollelektrischen Antriebs ein anderes technisches Layout. Elektro-Enthusiasten werden vermutlich enttäuscht sein von Leistung und Reichweite, aber Mazda hat sein erstes Elektroauto der näheren Vergangenheit als urbanen und bezahlbaren SUV-Crossover konzipiert. Die geringere Batteriekapazität spart Gewicht und Kosten und die damit einhergehende geringere Reichweite von 200 WLTP-Kilometern reicht für diesen Zweck völlig aus und ist zudem auch schneller wieder „voll“. Am ehesten zu vergleichen ist der Japaner mit seiner koreanischen Konkurrenz. Der Kia e-Niro ist teurer bzw. weniger gut ausgestattet, hat aber einen größeren Kofferraum und benötigt trotz vergleichbarer Außenmaße weniger Platz zum Wenden. Der MX-30 zielt also auf eine relativ eng geschnittene Zielgruppe, die weniger praktisch, sondern eher designorientiert, überwiegend komfortabel und gut ausgestattet auf kurzen Strecken unterwegs sein will. Klingt verdächtig nach den sogenannten „Best Agern“, was für Mazdas Einstieg in die Elektromobilität keine schlechte Idee sein dürfte.
Toyota Proace City – Der Spät-(Selbst)-Zünder
Das Segment der leichten Nutzfahrzeuge ist in Deutschland und Europa seit jeher in fester Hand der europäischen Hersteller. Daran konnten auch die bisherigen Versuche asiatischer Produzenten über die meist in europäischen Werken gebauten Re-Badging-Modelle Fuß zu fassen, kaum etwas ändern. Einzig bei den Pickups hatten die fernöstlichen Wettbewerber eine Chance auf vordere Ränge. Zumindest bis VW mit dem Amarok antrat und gemeinsam mit Fords Ranger den deutschen Markt aufmischte. Aus Sicht Toyotas ist die 2013 begonnene Kooperation mit dem PSA-Konzern aber dennoch durchaus eine Erfolgsgeschichte. Seitdem haben sich die Absatzzahlen der praktisch veranlagten Toyotas in Deutschland insgesamt mehr als verdoppelt. Bislang beschränkte sich der „Zukauf“ allerdings auf das mittelgroße Transportersegment, das als Proace bemerkenswerterweise in 2019 mehr Abnehmer fand, als der Wettbewerber Talento aus Italien. Nun folgt 7 Jahre nach Kooperationsbeginn also Stufe 2 im mengenmäßig hoch interessanten Segment der sogenannten „Car Derived Vans (CDV)“, landläufig auch Hochdachkombis genannt. Der neue VW Caddy-Konkurrent basiert auf der erfolgreichen PSA-Basis, die bereits Berlingo, Partner/Rifter und Combo auf die Räder bringt. Im Vergleich zu seinen Plattformbrüdern, profitiert der Stadtlieferwagen und Familienvan aber z.B. von den 3 Jahren Garantie und der strengen Endabnahme im spanischen Werk durch eigene Mitarbeiter. Übrigens stellen die Proaces neben den Land Cruisern aktuell eine der seltenen Gelegenheiten dar, noch einen neuen Toyota-Diesel zu fahren. Was dem Newcomer dagegen zunächst fehlen wird, ist vor allem Bekanntheit. Aber das Potenzial ist groß. Die PKW-Varianten trotzen sogar dem allgegenwärtigen SUV-Trend und sorgen seit Jahren mit den vielseitigen Multitalenten ohne große Luxus-Allüren für stabilen Absatz zu familienfreundlichen Preisen. Eine Chance für den Toyota-Handel wieder etwas näher an die Jahresmarke von 100.000 Neuzulassungen heran zu kommen – nach Corona versteht sich!