Insights

Corona adé? – Ein vorsichtiger Blick ins Automobiljahr 2021

Andreas Geilenbrügge | 11 Dez 2020

Über den Autor

Andreas Geilenbrügge

Regional Head of Valuations Germany, Nordics & UK

Seit November 2013 ist Andreas Geilenbrügge bei Schwacke. Zunächst als Key Account Manager für Hersteller und Importeure, seit 2016 verantwortlich für Insights und ab Mitte 2018 gesamtverantwortlich für den Bereich Restwerte & Insights. Vor Schwacke liegen 9 Jahre Erfahrung im Flottenvertrieb von Importeuren und ein abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium. Des Weiteren schreibt Andreas Geilenbrügge für Autovista24.

Rückfahrspiegel mithängender Corona Maske

Bei aller Diskussion um Maßnahmen, Impfungen und anderer gesellschaftlicher Themen in der aktuellen Pandemiebekämpfung, fällt in der Branche der Jahresrückblick meist etwas milder aus als zwischenzeitlich befürchtet. Zeit, einen vagen und etwas ungewissen ersten Blick ins nächste Jahr zu werfen.

Für das Jahr 2021 erwarten wir nach einem voraussichtlichen 2020er Ergebnis von knapp 2,9 Mio. PKW-Neuzulassungen eine Erholung auf knapp 3,1 Mio. Im Positiven dürften die wiedergewonnenen Produktionskapazitäten als auch die deutlich geringeren Mengen an sehr jungen Gebrauchten aus dem ablaufenden Jahr zu Buche schlagen.

Die in 2020 notwendige Substitution des produktionsbedingten Neuwagenmangels, wird dabei zunehmend verschwinden, aber in manchen Fällen eben immer noch lieferzeitbedingt stattfinden. Aber auch die geringeren Mengen an volumenstarken Neuerscheinungen in 2021 und die Ausdünnung der Angebotspalette, aufgrund von drohenden CO2-Strafzahlungen finden ihren Niederschlag. Insgesamt haben wir auch eine etwas gedämpfte Erwartung an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die die private Kaufkraft und den Investitionswillen von gewerblichen Neuwagenkunden schmälern wird. Einige negative Auswirkungen der Pandemie auf die Binnenwirtschaft werden wir zeitverzögert eben erst im kommenden Jahr erleben.

Damit wird das Neuzulassungsergebnis in unseren Augen unter den Vorjahren und sehr deutlich unter dem Spitzenjahr 2019 liegen. 2019 war allerdings auch ein Jahr, das vor allem in gewerblichen und taktischen Zulassungen gewachsen ist, was letztendlich in erster Linie das zukünftige Gebrauchtwagenangebot erhöht, aber angesichts des kaum gewachsenen privaten Neuwagensektors keine bedarfsgesteuerte Entwicklung darstellt. Glück im Unglück, dass dieses Jahr die Neuwagenproduktion eingeschränkt war und diesen Mehrvolumen ein Ventil verschafft hat.

Bemerkenswert für alle war die Entwicklung der Neuzulassungen nach Treibstoffarten. Ein prämienbedingter immenser Schub bei Plug-Ins und vollelektrischen Modellen und heftige Einbußen an Verbrennern (Abb. 1). Neuwagen-Nachfrage ist insbesondere bei Plug-In Hybriden künstlich geschaffen worden, der der Bedarf am Gebrauchtwagenmarkt noch stark hinterherhinkt.

Für die Besitzumschreibungen erwarten wir ebenfalls eine leichte Verbesserung gegenüber dem Ausgang dieses Jahres. Das Gebrauchtwagengeschäft war im ablaufenden Jahr unter den gegebenen Umständen durchaus erfolgreich und wird bis Jahreswechsel wohl knapp über 7 Millionen PKW umgesetzt haben. In 2021 rechnen wir wieder mit etwa 7 Millionen PKW, also unter den Jahren 2017-2019, da zum einen die Flottenzulassungen aus den rückliegenden relevanten Jahren 2017/2018 etwas rückläufig waren und zudem fast 400.000 taktische Zulassungen aus 2020 fehlen, die üblicherweise zu zwei Dritteln im Jahr nach Zulassung als junge Gebrauchte an Endkunden verkauft werden. Angesichts einer zu erwartenden stabilen Nachfrage durchaus ein Pluspunkt für die Preisentwicklung im kommenden Jahr, aber die Angebotsmenge wird vermutlich schlichtweg fehlen.

Insgesamt besteht aber aus Restwertsicht für 2021 ein nicht zu unterschätzendes Risiko für junge gebrauchte Plug-In Hybride und Elektrofahrzeuge, die nun in großer Stückzahl aus taktischen Zulassungen dieses Jahres vermarktet werden müssen und mangels Kaufanreiz unter Volumen- und Preisdruck geraten werden. Verbrenner haben sich wertseitig auf niedrigem Niveau stabilisiert mit leichter Aufwärtstendenz für Diesel.

Die neue Kfz-Steuerberechnung ab Januar wird aufgrund ihrer immer noch vergleichsweise geringen finanziellen Konsequenz dabei kaum steuernde Wirkung haben. Vergleicht man beispielsweise selbst für wahre „CO2-Schleudern“ die Steuer bei einer Zulassung vor und nach dem 1. Januar 2021 kommt man auf Mehrkosten von selten nennenswert zweistelligen Euro-Beträgen im Monat.

Natürlich setzen wir bei unseren Annahmen voraus, dass das Jahr pandemisch einen optimistischen Verlauf nimmt und keine schwerwiegenden Einflüsse den Markt treffen.

Hoffen und Bangen, eine Kombination, die nach nun mehreren Branchenkrisen als Fazit unter vielen Jahresrückblicken und –ausblicken hätte stehen können.

2021 bietet aber vor allem Chancen. Egal, ob durch bessere Krisenvorbereitung, neue und digitale Geschäftsmodelle, verändertes Käuferverhalten oder zusätzlichen Dienstleistungsbedarf. Gute Konzepte setzen sich auch in schwierigen Zeiten durch.

Grafik COVID-19 Neuzulassungen nach Treibstoffart

Das könnte Sie auch interessieren

Angesteckt – Das Virus im Transportermarkt

24 Sep 2020

Der Markt für leichte Nutzfahrzeuge wird in der Betrachtung der Automobilindustrie oft etwas stiefmütterlich behandelt. Ist er doch weniger volumenstark, preisgetrieben, ärmer an unterscheidbaren Modellreihen...

COVID-19 und die Dynamik des Automobilmarktes

18 Mrz 2020

Krise ohne Beispiel - In Szenarien denken Es ist eine besondere Situation, die gerade zahlreiche Länder und Wirtschaftsräume erfasst. Krisen in unterschiedlicher Ausprägung gab es...

Der Automobilmarkt stößt an seine Grenzen.

12 Feb 2020

Regelmäßig zu Jahresbeginn werden die Dezember-Zulassungszahlen des KBA und damit des abgelaufenen Gesamtjahres mit Spannung erwartet. Nirgendwo sonst erscheinen Erfolg und Misserfolg der Branche, von...

Ja, ich möchte mich für den Autovista24-Newsletter anmelden

* Pflichtfeld

Ja, ich möchte folgende E-Mails erhalten:
Autovista24: europaweite Nachrichten und Insights - Täglicher Versand von Autovista Limited, auf Englisch

In unseren E-Mails verwenden wir Pixel, die uns zeigen, wenn Sie unsere E-Mails öffnen, weiterleiten oder Links anklicken. Dies hilft uns, die Leistung und Wirksamkeit unserer E-Mails zu messen. Wir kombinieren dies mit den Informationen, die Sie bei der Newsletter Anmeldungen angeben haben und Ihren Browsing-Informationen, damit wir unser Marketing besser auf Sie zuschneiden und verbessern sowie Ihre Benutzererfahrung auf unserer Website personalisieren können. Indem Sie sich anmelden, stimmen Sie der Verwendung Ihrer Daten zum Zweck der Zusendung der ausgewählten E-Mails und der Verwendung von Zählpixeln zu. Sie können Ihre Zustimmung zum Erhalt unserer E-Mails und dem Verwenden der Zählpixel jederzeit widerrufen, indem Sie dem Link zum E-Mail-Präferenzzentrum folgen, der in jeder E-Mail enthalten ist, die Sie erhalten. Weitere Informationen über die Verarbeitung Ihrer persönlichen Daten finden Sie in der Datenschutzerklärung der Autovista Group.