Im Februar haben wir wieder Restwertprognosen für interessante Fahrzeugneuerscheinungen in unsere Datenbank aufgenommen:
- Hyundai i10
- Peugeot 2008
- Renault Captur
- VW Golf VIII
Hyundai i10 – Einmal hin, alles drin
Während ein Teil der Konkurrenz wie Škoda, Seat und Smart im kleinsten Segment völlig auf Elektromobile setzt, halten die Koreaner weiter an Benzinern fest.
Schaut man sich die letztjährigen Zulassungszahlen des Segmentes nach Antriebsart an, ist dies angesichts eines Verhältnisses von 1:28 (Elektro zu Benziner) vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung. Mit 3,67m Außenlänge ist der i10 nun fast so groß wie die erste Generation VW Golf und bietet erstaunlich viel Platz für das Grundbedürfnis nach individueller Fortbewegung. Und die maximal verfügbaren 1050 Liter Kofferraumvolumen bei umgeklappter Rückbank lassen einen sogar etwas erstaunt und ratlos zurück.
Mittlerweile darf man in diesem Segment auch einen Hauch von Komfort in der Aufpreisliste erwarten. Klimaautomatik, eine Handvoll Assistenzsysteme, sogar Verkehrszeichenerkennung und Rückfahrkamera (wofür eigentlich?), oder ein beheizbares Lenkrad sind möglich. Auch ein Automatikgetriebe ist beim kleinsten Hyundai seit einiger Zeit kein Novum mehr. LED-Hauptscheinwerfer und Digitalcockpit brauchen allerdings wohl noch eine Generation, bevor sie auch hier Einzug halten. Die Motorisierungen, bzw. deren Verbrauchswerte erscheinen bei einem Lebendgewicht von etwas über einer Tonne ebenfalls nicht ganz zeitgemäß.
Wer aber ein in den meisten Lebenslagen nützliches, bezahlbares und erstaunlich vielseitiges und agiles Fahrzeug für kurze Strecken sucht, macht beim i10 nichts falsch. Und sollte das als Verkaufsargument nicht reichen, so mag die schon fast für selbstverständlich erachtete 5-Jahres-Garantie gegenüber den meisten Wettbewerbern den Ausschlag geben.
Peugeot 2008 – Doppel-Null mit der Lizenz zum Stromen
Der Vorgänger des neuen 2008 erschien aufgrund seiner relativ weit zurück liegenden Wurzeln im Jahre 2013 trotz 2016er Facelift zuletzt recht angegraut. Umso größer wirkt der Schritt von der ursprünglichen Designlinie zum coolen Löwen-Look der aktuellen Modellreihen.
Zwar ist der Peugeot noch mal 7cm länger als sein naheliegendster Wettbewerber Captur, aber aufgrund des geringeren Radstandes herrschen nicht nur gefühlt, sondern auch messbar innen beengtere Verhältnisse besonders auf der Rückbank des Doppel-Nullers. Auch gestaltet sich der Einstieg in die hintere Reihe aufgrund des dynamisch geschnittenen Türausschnittes und breitem Schweller schwieriger.
Die ausladende Heckschürze trägt dabei ebenfalls nicht nur zur Außenlänge bei, sondern erschwert die Beladung des nur ausreichend bemessenen Kofferraums ein wenig. Punkten kann der 2008 jedoch seinem Landsmann gegenüber mit einer sportlichen GT Ausstattungslinie, einem durchzugskräftigeren 130 PS Dieselmotor sowie einer vollelektrischen Version.
Alles Dinge, die dem Renault derzeit fehlen, wenngleich in diesem Jahr noch ein Plug-in Hybrid dessen Motorenauswahl ergänzen soll. Die Motoren sind ohnehin die Paradedisziplin des 2008 hinsichtlich Dynamik und Verbrauch. So werden beide Konkurrenten zwar in Spanien gebaut, aber der Peugeot scheint eher das lokale Temperament in Sportlichkeit umzusetzen.
Renault Captur – French Kiss
Seit 2017 ist der Captur der meistzugelassene Renault in Deutschland und im Segment der kleinen SUV sogar die Nummer 2 über alle Marken. Der Druck lastete also schwer, die zweite Generation für Neu- und Gebrauchtwagenkäufer entsprechend attraktiv zu gestalten.
Der Erfolg des Vorgängers hatte sicher mit einer vorteilhaften Kombination aus ansprechendem Design, Praktikabilität, angemessenen Preisen und begehrtem Segment zu tun. Beim Nachfolger hat man sich in puncto Design zwar weiterhin an seinem Genspender Clio Generation Fünf orientiert, zeigt aber mehr Mut in der äußeren Weiterentwicklung.
Das Interieur erscheint bei beiden gleich und macht zugleich einen gehörigen Schritt gegenüber seinen „Eltern“ nach vorn. Die Materialien fassen sich gut an, wirken erwachsener und insbesondere der aufrechtstehende optionale Touchscreen in der Mittelkonsole ist ein optisches Highlight im Segment.
Der gewachsene Radstand kommt vor allem der Rückbank zugute, die darüber hinaus verschiebbar auch für Großgewachsene ausreichend Platz bietet. Allerdings hat Wachstum bei einem Stadtauto auch immer eine Kehrseite. Mit 70cm mehr Wendekreis und 10cm mehr Außenlänge als beim Vorgänger leidet entsprechend die Innenstadttauglichkeit ein wenig.
Das, was Captur-Fahrer aber bisher zu schätzen wussten, werden sie auch wieder im neuen entdecken: Variabilität in einer schicken Verpackung zu einem vernünftigen Preis.
VW Golf VIII – Ein Golf ist ein Golf ist ein Golf
Nach dem Käfer war der Golf als legitimer Nachfolger das nächste ikonische VW-Modell, das Generationen prägte.
Kaum jemand, der nicht auf einem Golf in der Fahrschule gelernt hat, oder mit dem Kürzel GTI eine rote Linie und Karo-Sitzbezüge verbindet. Zwischen der von Giugiaro gestalteten ersten Generation und dem Neuen liegen allerdings mittlerweile 46 Jahre und fast 60cm Außenlänge.
Die aktuelle Generation 8 ist außen dezent, innen deutlich stärker renoviert und bringt technisch eine Reihe Neuheiten mit, die auch sinnbildlich für den Umbau des VW-Konzerns stehen. Motorseitig und in Bezug auf Assistenzsysteme auf den neuesten (MQB-)Stand gebracht, startet der Golf nun auch mit den ersten wirklich nennenswerten „on Demand“-Funktionen wie beispielsweise einem erst nach Werksauslieferung aktivierbaren und zu bezahlendem Navigationssystem. Die Wertschöpfung über digitale Dienstleistungen bewegt sich damit auf eine neue Evolutionsstufe.
Formal ist der Wolfsburger auch weiterhin ein außergewöhnlich vielseitiges, komfortables und solides Auto mit laufruhigen Motoren. Aber abseits des sehr modern gestalteten Blickfeldes findet man immer häufiger Materialien und Technik, hinter denen sich auch die zahlreichen ausländischen Wettbewerber mittlerweile nicht mehr verstecken müssen. Seien es Details wie preiswertere Plastikverkleidungen unterhalb der Sichtlinie, die eher „klassisch“ anmutenden Schalter für Fensterheber und Spiegel, oder der Rückschritt vom Motorhauben-Dämpfer zum schnöden Metallstab.
Der Investitionsaufwand für die Elektro-Initiative des Konzerns wird hier förmlich in Form von Sparmaßnahmen sichtbar. Dennoch sind allein die derzeit über 3 Millionen deutschen Golf-Besitzer eine beeindruckende Zielgruppe und Verkaufspotenzial, das den Erhalt des bisher unangefochtenen ersten Platzes der deutschen Zulassungsstatistik sehr wahrscheinlich macht.