Im Dezember haben wir wieder Restwertprognosen für interessante Fahrzeugneuerscheinungen in unsere Datenbank aufgenommen:
- Ford Explorer
- Land Rover Defender
- SsangYong Korando
Ford Explorer – Generation (Wh)Y?
Die Strategie des Konzerns sei nach eigenen Aussagen, auf SUVs und elektrifizierte Antriebe zu setzen, um wieder profitabel in Europa zu werden. So weit so gut, auf den Explorer trifft beides zu. Allerdings darf man dennoch sicherlich die Frage nach dem Warum stellen. Auf dem Papier bringt der ausschließlich als Plug-in Hybrid erhältliche US-Amerikaner zum Basispreis eines gleichgroßen Audi Q7 TFSI e eine recht vollständige Ausstattung mit. Für die ST-Line, die preislich den Einstieg bildet, kann man lediglich die Metallic-Lackierung hinzubuchen. Und schon taucht das nächste Warum auf in Form der Platinum-Ausstattungslinie, die gegen den gleichen Aufpreis neben der Metallic-Lackierung eine Reihe von Chrom- und Leder-Applikationen und eine etwas konservativere Sitz- sowie Felgenvariation bietet. Der Listenpreis von 76.000 bzw. 77.000 Euro sorgt außerdem dafür, dass die staatliche Bafa-Förderfähigkeit für elektrifizierte Neufahrzeuge entfällt. Mit 66g CO2-Emission pro km entsteht auch gleich das dritte Warum, da es für Fahrzeuge mit mehr als 50g Emission auch keine Supercredits bei der Berechnung der CO2-Strafzahlungen gibt. Außerdem dürfte dieser Exot ähnlich wie andere Plug-Ins dieser Größe maximal für mittlere dreistellige Zulassungszahlen pro Jahr gut sein und damit Fords CO2-Bilanz nicht signifikant entlasten. Auf ein Warum gibt es allerdings tatsächlich eine plausible Antwort: Wer ein Faible für amerikanisch anmutende, preiswerte und gut ausgestattete große SUVs hat und bei der Versteuerung des geldwerten Vorteils seines Dienstwagens doppelt sparen will, der bekommt hier ein gutes Gesamtpaket. Maßvoller Listenpreis und 0,5% Versteuerung schonen den Geldbeutel. Der Realverbrauch dürfte allerdings jenseits der angegebenen 2,9l/100km liegen.
Land Rover Defender – The King is dead, long live the King!
Der Vorgänger hatte sich medienwirksam und tränenreich mit einer marktingtechnisch exzellenten Final Edition in drei Varianten in den Ruhestand verabschiedet. Da war es nur konsequent, dass ein späterer Nachfolger zwar optische Anleihen an die Ikone nimmt, aber technisch wie konzeptionell ein völlig neues Kapitel aufschlägt. Die Hardcore-Fans, die ihren Fahrzeugen meist liebevolle Eigennamen geben und auf deren Kennzeichen oft stolz das „LR“ nach dem Städtekürzel prangt, werden enttäuscht sein. Aber denen hätte man ohnehin nur mit einer Fortführung der Produktion gerecht werden können. Der „Neue“ ist also ein einigermaßen modernes Auto mit – o weh – Automatik geworden, das schon allein preislich ein völlig anderes Klientel und andere Wettbewerber anpeilt. Allerdings kommt erst die teuerste Version des New Landys preislich an die vielleicht heimlich anvisierte G-Klasse heran und wird für potenzielle Mercedes-Käufer vermutlich dennoch keine Alternative sein. Der Toyota Landcruiser wiederum reicht preislich nur von unten an den Briten und bietet weniger Motorvarianten. Aber vielleicht war genau das die Idee: Ein ikonisches, rustikal anmutendes modernes Geländefahrzeug mit Kultpotenzial, bedingt stadttauglich in einem nicht besetzten Preissegment. Ein Konzept, das aufgehen kann, aber im Umfeld der aktuellen Klimadebatten etwas aus der Zeit gefallen ist. Den möglichen Verkaufsvolumen ist das weniger zuträglich, restwerttechnisch aber ein Plus, wenn der Vertriebsdruck durch überzogene Stückzahl-Erwartungen nicht zu groß wird.
SsangYong Korando – Koreanische Spezialität
Der im Laufe seiner mittlerweile 6 Generationen vom Geländewagen zum SUV mutierte Südkoreaner in Tiguan-Größe ist hierzulande wenig bekannt. Kein Wunder, rangiert die Marke mit ca. 2.500 Neuzulassungen pro Jahr knapp vor Lada. Die Aktienmehrheit des koreanischen Autobauers besitzt der indische Automobilkonzern Mahindra & Mahindra, der außerdem noch mehrheitlich an Peugeot Motorcycles und Pininfarina beteiligt ist. Optisch waren SsangYong-Modelle oftmals für europäische Augen etwas gewöhnungsbedürftig, aber der neue Korando ist da schon deutlich gefälliger und glänzt mit 550l Ladevolumen. Auch der Blick in Broschüre und Preisliste lässt nur noch wenig Grund zu meckern, offenbart aber auch wenig Aufsehenerregendes. Bedingt durch lange Transportwege und geringe Stückzahlen wird man dem Kundenwunsch durch eine Reihe von umfangreichen Ausstattungslinien gerecht und verzichtet bis auf wenige Ausnahmen auf Optionslisten. Ein solides Angebot also für preisbewusste Käufer, die sich auch durch die Fünfjahresgarantie auf der sicheren Seite wissen und wenig auf Markenimage oder Prestige geben. Das seltene Vorkommen von SsangYongs auf deutschen Straßen ist vielleicht gerade ein Argument für Individualisten. Jedenfalls an Vertriebsstützpunkten sollte es nicht scheitern, denn die Verkaufsstellen sind ähnlich zahlreich wie zum Beispiel bei Honda, Subaru oder sogar Volvo. Aber das zusätzliche reine Servicenetz, das bei den anderen Marken die Wege im Problemfall verkürzt, existiert leider nicht – jeder Servicebetrieb ist auch zugleich Handelsbetrieb.